Über


 

Die Schaustelle der Pinakothek der Moderne – Ein Sommerprovisorium
das Provisorium erwies sich als glückliche Gelegenheit: inhaltlich herausfordernd, auf hohem niveau, ein neues Format, das die Besucher wie die teilnehmer mit Begeisterung aufnahmen. Im Frühling und Sommer 2013 nutzten die vier Museen der Pinakothek der Moderne die sanierungsbedingte Schließung ihres Hauses für ein Experiment: Mit dem temporären Pavillon der Schaustelle etablierten sie – auf Initiative der Stiftung Pinakothek der Moderne – eine Plattform für rasch wechselnde Aktionen, die sich im musealen raum nur schwer oder gar nicht hätten verwirklichen lassen.
Eine Freifläche im Süden des Gebäudes wurde zum ort des spektakulären Baus. der Pavillon nach Entwürfen von Jürgen Mayer H. bestand aus Gerüstelementen in hoher, zum teil frei auskragender rasterstruktur. der Innenraum, die terrasse im obergeschoss und eine Aussichtsplattform auf 17 Metern Höhe boten raum für Aktionen. die ressourcenschonende rückführung der Gerüste, container und Fassadenverkleidungen in den Baukreislauf stand ebenso programmatisch für die Haltung der Schaustelle wie die inhaltliche Konzeption von Angemessenheit, Flexibilität, reduktion und Bekenntnis zum Provisorischen und Experimentellen. Mehr als in einem Museumsgebäude möglich, verstand sich die Schaustelle als Plattform für transdisziplinären Austausch, Improvisation und ergebnis- offene Prozesse. die Kuratoren entwickelten ein Programm aus den Spezifika der Situation – zu Fragen der Mobi- lität, des Ephemeren oder der Sensualität. Interaktion fand nicht nur zwischen den Bereichen Architektur, Kunst, Graphik und design statt, sondern auch mit anderen disziplinen, etwa Musik, performativer Kunst und wissenschaft.
der frei bespielbare raum im Erdgeschoss wurde für Präsentationen, Gesprächsrunden und andere Aktionen, aber auch als Lounge genutzt, das offene raumgerüst im Außenbereich als Projektions- und damit als weitere Ausstel- lungsfläche: begehbares und bespielbares Gitterwerk, das zugleich immer neue Blicke auf die Stadt und das Kunst- areal erlaubte. Gestalter aller couleur, Künstler, designer, Architekten, tänzer, theaterleute machten sich wie die Besucher den Bau und seine umgebung zu eigen, Vorträge und Symposien wechselten ab mit Performances und Ausstellungen. Es ging Schlag auf Schlag. Fast jede woche wurde umgebaut und das Gesicht der Schaustelle verändert. Alle Projekte sind in der vorliegenden Publikation dokumentiert und werden jeweils von einem Flyer begleitet, der vom Bureau Mirko Borsche gestaltet wurde. Mehr zum Leben der Schaustelle auf: www.schaustelle-pdm.de. Ermöglicht wurde das ungewöhnliche Vorhaben durch eine starke Allianz zwischen Museum, Staat, bürgerschaft- lichem Engagement und Industrieunternehmen. Stiftung Pinakothek der Moderne, Freistaat Bayern und AudI AG förderten die Schaustelle substanziell; ihr Programm und diese dokumentation wurden darüber hinaus durch PIn. Freunde der Pinakothek der Moderne e.V. unterstützt. die vier Museen, ihre direktoren und Kuratoren danken allen „Mitspielern“: den Künstlern und Gestaltern gleich welcher disziplin, dem Koordinationsteam und den vielen Helfern und unterstützern, die das Projekt Schaustelle wirklichkeit werden ließen. der dank der direktoren geht darüber hinaus an die Kuratoren, durch deren Ideen und Engagement die Schaustelle erst möglich wurde. Im Sep- tember 2013 eröffnete die Pinakothek der Moderne neu. Zugleich schloss die Schaustelle. die positive Erfahrung und außerordentliche resonanz geben zusätzliche Impulse, die enge Zusammenarbeit der vier Museen und zukunfts- orientierte Auseinandersetzung mit erprobten wie ungewohnten Formaten weiter fortzuführen und die Frage nach der rolle eines Museums von morgen immer von neuem zu stellen.